Stadtratswahlen Luzern 2024

Stadtratswahlen Luzern 2024:
Statements der Kandidierenden

Die IG Stadtentwicklung hat alle Kandidierenden der Stadtratswahlen 2024 dazu eingeladen, Stellung zu folgenden vier Themen betreffend Stadtentwicklung zu nehmen:

  • Bausubstanz
  • Wohnen
  • Mobilität und Verkehrsraum
  • Öffentlicher Raum und Kultur

Hier sind die Antworten der Kandidierenden einsehbar.

Bausubstanz

Die Integration bestehender Bausubstanz in Luzerns Entwicklung bietet eine klimafreundlichere Alternative, birgt jedoch Herausforderungen. Entscheidungen sollten basierend auf einer Abwägung von CO2-Emissionen, kulturellem und ästhetischem Wert getroffen werden. Wichtig ist eine nachhaltige Baukultur, die ökologische, ökonomische und soziale Kriterien gleichermassen einbezieht, um Luzern als Vorbild für zukunftsfähige Stadtentwicklung zu positionieren, die den Klimaschutz ernst nimmt und städtebauliche sowie soziale Innovationen fördert. Anreize und Rahmenbedingungen müssen flexibel gestaltet sein, um den spezifischen Herausforderungen aller Projekte gerecht zu werden und eine vielseitige, nachhaltige Stadtgestaltung zu ermöglichen.

Als grünliberale Stadträtin würde die ökologisch wie auch sozial nachhaltige Bauentwicklung für mich im Fokus stehen. Dabei ist der Erhalt und die Weiternutzung bereits bestehender Bausubstanzen von elementarer Bedeutung – für die Umwelt, aber auch, um das Luzerner Stadtbild zu erhalten. Ich unterstütze Anreize für Sanierung und Modernisierung sowie strengere Standards für nachhaltiges Bauen. Die Förderung von Genossenschaftsprojekten und Bildungsmaßnahmen zur Sensibilisierung sind weitere wichtige Schritte. Aus meiner Sicht lohnt es sich zudem, im engen Austausch mit Quartiervereinen zu stehen, um den vorhandenen Wohnraum respektvoll zu nutzen und Projekte auch sozial nachhaltig zu verwirklichen.

Die Schaffung von bezahlbarem und bedürfnisgerechtem Wohnraum ist für die Stadt Luzern sehr wichtig. Ein Bauprojekt muss damit ökologisch und gleichzeitig wirtschaftlich rentabel bleiben. Die Renovierung und Umnutzung bestehender Gebäude kann kosteneffizienter sein als ein Neubau und reduziert den Bedarf an neuen Baustoffen erheblich. Die Stadt Luzern kann durch die Schaffung von Anreizen wie Steuervergünstigungen und Finanzierungshilfen Eigentümer ermutigen, auf Weiterbau ohne Abriss umzusteigen. Allerdings ist ein Weiterbau nicht immer die sinnvollste Lösung. Es muss daher auch in Zukunft möglich sein, dass bestehende Bauten abgerissen und neu gebaut werden können. Bei einem Abriss ist es jedoch wichtig, dass Materialien recycelt werden. Eine effiziente Nutzung von Ressourcen ist entscheidend.

Das Thema «Graue Energie» und die grösstmögliche Weiterverwendung bestehender Bausubstanz muss in Zukunft einen deutlich höheren Stellenwert erhalten. Dies kann beispielweise durch entsprechende Vorgaben in Architekturwettbewerben erfolgen. Ein gutes Beispiel diesbezüglich ist das Projekt «überall» für das Neue Luzerner Theater. Es verbindet das bestehende Gebäude mit einem attraktiven Neubau. Zur Förderung des Weiterbauens anstelle des Abbruchs sind Anreize mit einer höheren Nutzfläche oder der Nachweis mit Vergleich der beiden Varianten für grosse Projekte denkbar.

Luzern lebt von ihrer Vielfalt. Moderne mit Tradition in Einklang bringen. Hierfür muss der Spagat zwischen moderner Städteplanung und dem Erhalt der historischen Bausubstanz gelingen. Das Schmuckstück Altstadt ist umgeben von modernen, pulsierenden Quartieren. Wir sind eine diverse Gesellschaft, reich an Ideen, die sich in der Baukultur widerspiegeln sollen. Für eine architektonisch vielfältige und moderne Zukunft, welche sich dem Stadtbild anpasst und Luzern heller strahlen lässt.
Bauprojekte grosser Bedeutung sind zu planen, koordinieren und erfolgreich zu finalisieren. Das gelingt nur in enger Zusammenarbeit mit der Bevölkerung. Transparenz schafft Akzeptanz. Damit Grossprojekte wie das Neue Luzerner Theater oder ferner der Durchgangsbahnhof gelingen, müssen wir an einem Strang ziehen.

Der Stadtrat hat in seiner Antwort auf die Motion 237 «Graue Energie: Gebäudeabbrüche vermeiden» ausgeführt, dass vor jedem Neubau geprüft werden solle, ob auch ein bestehendes Gebäude saniert oder weitergebaut werden kann. Ein entsprechender Planungsbericht (Analyse, Massnahmen) ist in Arbeit.
Der sorgsame Umgang mit unseren Ressourcen ist mir wichtig, weshalb ich kürzlich eine Veranstaltung «Im Kreislauf – Gebäude anders denken» besucht habe. Früher waren Flicken und Wiederverwerten aus finanziellen Gründen eine Notwendigkeit; heute setzen billig produzierte Produkte (Billiglohnländer, schlechte Qualität) falsche Anreize. Ich glaube zudem an Innovation (Öko-Beton).
Das ambitionierte Ziel der Stadt Luzern «netto Null» bis 2024 beinhaltet auch Zielkonflikte, in Bezug auf die Bausubstanz zum Beispiel den Energieverbrauch pro Kopf (aufwändige Dämmung alter Gebäude), die Produktion von Solarstrom (Denkmalschutz, Ortsbildschutz) oder die Sozialpolitik (Mietzinserhöhungen aufgrund der Investitionen).

Mit der Annahme der Klima- und Energiestrategie im Sommer 2022 wurden diverse Regulierungen und Förderprogramme für den Bausektor beschlossen. Wichtig ist, dass die beschlossenen Zwischenziele und Zielpfade nun auch erreicht und priorisiert werden. In Bereichen, wie beispielsweise dem Ausbau von Photovoltaikanlagen, wo sich bereits jetzt abzeichnet, dass Zwischenziele nicht erreicht werden, müssen die Anreize entsprechend verstärkt werden.
Zudem soll, wo immer möglich, der Grundsatz «Sanieren anstatt Neubauen» angewendet werden. So können emissionsintensive Neubauten verhindert werden. Ein entsprechender Vorstoss der Grünen und Jungen Grünen für ein umfangreiches Abrissverbot wurde vom Parlament überwiesen. Als Stadtrat werde ich mich für eine wirksame und sinnvolle Umsetzung stark machen.

Der Bausektor ist tatsächlich für einen sehr grossen CO2-Ausstoss verantwortlich. Ein Abriss ist nur dann sinnvoll, wenn die Bausubstanz schlecht ist. Sanft sanieren und im Bestand weiterentwickeln ist deshalb auch aus Ressourcen-Sicht sinnvoller. Ebenso muss das zirkuläre Bauen stark gefördert werden. Jedes Bauteil muss auf einfache Art und Weise wiederverwendbar oder ersetzbar sein. Ein erster Schritt dazu ist die Vorbildfunktion der Stadt bei städtischen Gebäuden. Weitere Massnahmen können ein Abrissmalus oder ein Grenzwert für graue Energie sein, welcher eingehalten werden muss. Auf der anderen Seite wären auch Anreize für eine höhere Ausnützung bei klimafreundlichem Bauen denkbar.

Die Reduktion der grauen Energie im Baubereich ist ein wichtiges Thema, das in den nächsten Jahren sicher noch stärker berücksichtigt werden muss. Dabei ist aber auch zu beachten, dass mehr Vorschriften oder Verbote nicht dazu führen, dass weniger Wohnraum geschaffen oder die Baubewilligungsverfahren unnötig verkompliziert werden. Deshalb begrüsse ich eine stärkere Berücksichtigung von grauer Energie, indem im Einzelfall jeweils die Auswirkungen einer Sanierung oder Erweiterung als auch die eines Neubaus über ihren gesamten Lebenszyklus geprüft wird. Die Stadt Luzern hat einen Planungsbericht in Aussicht gestellt, wie mit Beratungsangeboten oder finanzieller Unterstützung Anreize geschaffen werden können. Ich unterstütze weitere Massnahmen für eine Reduktion der grauen Energie. Ein generelles Abrissverbot lehne ich aber klar ab.

Der Luzerner Stadtrat ist beauftragt, bis Ende 2024 einen Bericht zum Umgang mit Abbruch und grauer Energie vorzulegen um mehr Grundlagen zu dem Thema zu erhalten und sinnvolle Massnahmen zu ergreifen. Ich könnte mir dabei Vorschriften bezüglich Baumaterialien und Recycling, eine Reduktion des Flächenbedarfs oder die Nutzung von Synergien durch bauliche Verdichtung und höhere Energieeffizienz vorstellen.
Aktuell darf in gewissen Zonen nur unter bestimmten Voraussetzungen resp. wenn eine Neubaubewilligung vorliegt abgebrochen werden, meiner Meinung nach könnten diese Bestimmungen noch ausgeweitet werden. Auch breit zugängliche Recyclingstationen für Baustoffe, wie sie z. B. die Stadt Fribourg kennt sind ein Ansatz um die wertvollen Materialien wieder in den Kreislauf zu bringen.

Die Integration bestehender Bausubstanz in Luzerns Entwicklung bietet eine klimafreundlichere Alternative, birgt jedoch Herausforderungen. Entscheidungen sollten basierend auf einer Abwägung von CO2-Emissionen, kulturellem und ästhetischem Wert getroffen werden. Wichtig ist eine nachhaltige Baukultur, die ökologische, ökonomische und soziale Kriterien gleichermassen einbezieht, um Luzern als Vorbild für zukunftsfähige Stadtentwicklung zu positionieren, die den Klimaschutz ernst nimmt und städtebauliche sowie soziale Innovationen fördert. Anreize und Rahmenbedingungen müssen flexibel gestaltet sein, um den spezifischen Herausforderungen aller Projekte gerecht zu werden und eine vielseitige, nachhaltige Stadtgestaltung zu ermöglichen.

Der Fokus auf das Weiterbauen ohne Abriss ist unabdingbar. Wir müssen Gebäude, die eine energetische Sanierung benötigen sanieren statt sie abzureissen. Damit sich der Abriss nicht mehr lohnt, braucht es zwingend eine Gesamtbetrachtung der entstehenden Emissionen im Lebenszyklus der Gebäude. Steht ein Ersatzneubauprojekt im Vergleich zum Erhalt der Substanz schlechter oder gleich gut da, darf kein Abbruch bewilligt werden. Baugesetze und Normen sind heutzutage mehrheitlich auf den Neubau ausgelegt. Es braucht einen Paradigmenwechsel und deswegen eine Umbauordnung. Das heisst: Baurechtliche Hürden, die Umbauten erschweren müssen umgeschrieben werden. Es braucht ebenso neue Regeln, um die Kreislaufwirtschaft im Bausektor zu fördern, damit so wenig Ressourcen wie möglich verschwendet werden.

 

 

Wohnen

Knapper Wohn- und Gewerberaum lässt die Mieten steigen. Um den Anteil
preisgünstiger Wohnungen und Gewerberäume zu erhöhen, stehen verschiedene Forderungen im Raum wie z.B. eine aktive Bodenpolitik der Stadt, der Einbezug auch privater Unternehmen mit grösseren Entwicklungsflächen (z.B. der SBB im Gebiet Rösslimatt), eine Reduktion der Wohnfläche pro Person, ein Mietzinsdeckel. Befürworten Sie beispielsweise für das Gebiet Rösslimatt die Forderung nach 100 % gemeinnützigem Wohn- und Arbeitsraum?
Welche Massnahmen zur Entschärfung der prekären Situation schlagen Sie vor (z.B. Anreize, engere Rahmenbedingungen, Verbote)?

Nicht nur als grünliberale Stadtratskandidatin, sondern gerade auch als junge Studentin erkenne ich die Dringlichkeit, preisgünstigen Wohnraum zu fördern. Ein ganzheitliches Konzept der Stadt ist hier notwendig, um eine ausgewogene Entwicklung sicherzustellen. Ich befürworte eine Mischung aus gemeinnützigem und marktwirtschaftlichem Wohn- und Arbeitsraum, um Diversität zu fördern. Maßnahmen zur Entschärfung
der Situation umfassen Anreize für Genossenschaftsprojekte, strengere Rahmenbedingungen für Neubauten und eine transparente Mietpreisgestaltung. Gerade auch an junge Menschen und junge Familien mit begrenztem Budget und unterschiedlichen Bedürfnissen muss gedacht werden. Der direkte Diskurs mit der Stadtbevölkerung muss mehr gesucht werden: Viele Lösungen sind da, wenn den Menschen zugehört wird und ihre Ideen ernst genommen werden.

Die Stimmbevölkerung der Stadt Luzern hat sich 2012 für den Ausbau von gemeinnützigem Wohnraum entschieden. Ich persönlich unterstütze den Ausbau und die Förderung von gemeinnützigem Wohnungsbau. Die Abgabe von potenziellem Wohnraum an Baugenossenschaften im Baurecht hilft, die Wohnknappheit in Luzern zu reduzieren. Der Einbezug von privaten Unternehmen mit grösseren Entwicklungsflächen ist wichtig, um das Angebot an preisgünstigem Wohnraum zu erhöhen. Zusätzlich ist es jedoch wichtig, dass wir gerade im Baubewilligungsverfahren effizienter werden. Die Stadt Luzern ist mit ihren Baubewilligungen weiterhin stark in Verzug. Dies gilt es zu ändern. Schliesslich kann mehr Wohnraum durch eine flächendeckende Aufstockung erreicht werden.

Die Stadt Luzern kann mit der weiteren Abgabe von eigenen Grundstücken im Baurecht an Wohnbaugenossenschaften einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung des Anteils gemeinnütziger Wohnungen leisten. Die Verfügbarkeit dieser Grundstücke ist aber beschränkt. Deshalb wird es in Zukunft nötig sein, dass die Stadt vermehrt Liegenschaften kauft, um preisgünstigen Wohnraum zu erhalten und neu zu schaffen. Um den gemeinnützigen Wohnraum möglichst gut über das ganze Stadtgebiet zu verteilen, ist auch der Einbezug privater Grundstücke mit entsprechenden Auflagen erforderlich.
Ein wesentlicher Teil des Gebietes Rösslimatt ist bereits beplant bzw. in Realisierung als Schul- und Arbeitsflächen. Für weiteren Etappen soll ein möglichst hoher Anteil gemeinnütziger Wohnraum mit dem Grundeigentümer SBB ausgehandelt werden. Eine gute Nutzungsdurchmischung (Wohnen, Läden, Ateliers, usw.) ist mir jedoch wichtig.

Wie verleihen wir der Stadt Luzern ein zukunftsfähiges Gesicht? Eine Gesamtschau ist nötig, um den Bedürfnissen wie auch der Nachfrage nachzukommen. Dem stetigen Wandel unterworfen, müssen wir langfristig planen. Wohngebiet, Gewerbezonen und Grünflächen - alle brauchen ihren Platz.
Damit wir der hohen Nachfrage an kostengünstigen Wohnungen begegnen, bedarf es der konsequenten Umsetzung von 16 % gemeinnützigem Wohnraum bis 2037. Zur rascheren Finalisierung von Projekten ist das Beschleunigen von Verfahren und Minimierung von bürokratischem Aufwand zu begrüssen.
Umweltfreundliches Bauen sollten wir durch baurechtliche Privilegien belohnen. Anreize dafür schaffen, dass Sanierungen, die zu Modernisierung und Energieeffizienz beitragen, gefördert werden.

Das Legislaturziel Z3.4 Wohnraumpolitik lautet wir folgt: «Die Stadt Luzern bietet allen Bevölkerungsgruppen eine hohe Lebensqualität und ein vielfältiges Wohnraumangebot, wobei insbesondere der gemeinnützige Wohnungsbau gefördert wird.» Die soziale Durchmischung ist wichtig. Deshalb erachte ich eine Forderung nach 100% Gemeinnützigkeit nicht als sinnvoll. Die Wohnraumpolitik der Stadt Luzern beinhaltet einen Fächer an Massnahmen (vgl. B+A 21/2019 Städtische Wohnraumpolitik III. 1. Controllingbericht vom 3. Juli 2019). Zurzeit wir der 2. Controllingbericht zur städtischen Wohnraumpolitik vorbereitet.

Die Stadt Luzern muss in Zukunft vermehrt eine aktive Bodenpolitik verfolgen. Die gute finanzielle Ausgangslage der Stadt soll genutzt werden, um dem profitorientierten und spekulativen Markt mehr Wohnraum zu entziehen. Ich befürworte die Forderung nach 100% gemeinnützigen Wohn- und Arbeitsraum im Rösslimattgebiet klar.
Nebst einer aktiven Bodenpolitik muss die Stadt mit entsprechenden Reglementen dafür sorgen, dass preisgünstiger Wohnraum erhalten bleibt und nicht durch teurere Neubauten ersetzt wird. Als wichtiger Schritt in diese Richtung braucht es eine rasche und wirksame Umsetzung der Airbnb-Initiative. Der Grundsatz, dass günstiger Wohnraum nur erhalten und nicht erstellt werden kann, muss sich im Stadtrat etablieren.

Als Mitglied des Initiativkomitees der Grünen «Initiative für eine aktivere Bodenpolitik» setze ich mich dafür ein, dass die Stadt Luzern zukünftig stärker am Wohnungsmarkt teilnimmt, aktiver Liegenschaften erwirbt und sie so der Spekulation entzieht. Ebenso habe ich die Wohnbaugenossenschaft Dorfstadt mitbegründet und bin Co- Präsidentin. Aktuell sind wir daran, ein Projekt für ein Mehrgenerationengebäude zu planen. Wir müssen den gemeinnützigen Wohnungsbau in der Stadt Luzern stärken und uns gegen die überhöhten Renditen im Wohnungsmarkt wehren. Massnahmen für mehr gemeinnützigen Wohnraum sind für mich: die Gewährung einer höheren Ausnützungsziffer, eine Zweckbindung der Grundstückgewinnsteuer für die Unterstützung von (neuen) Wohnbaugenossenschaften (zb. in Form von Darlehen), eine Bevorzugung im Baubewilligungsverfahren, sowie die Pflicht für die Realisierung von gemeinnützigem Wohnungsbau auf privaten Arealen (soweit rechtlich möglich).

Damit wir mehr und bezahlbaren Wohnraum erreichen, müssen wir vor allem mehr Wohnungen bauen können. Dazu gehört für mich an erster Stelle, dass wir die Bewilligungsverfahren beschleunigen. Gleichzeitig müssen wir auch dafür sorgen, dass wir die Flut von Bauvorschriften eindämmen können. Denn diese sorgen dafür, dass die Bewilligungsverfahren zu kompliziert werden. Die Stadt Luzern hat den Auftrag, mehr gemeinnützigen Wohnraum zu schaffen. Dies erfolgt über die zahlreichen Baugenossenschaften in der Stadt. Die gute Zusammenarbeit muss weitergeführt werden.

Aktuell sammelt die SP für die Initiative «Vorkaufsrecht bei Grundstückverkäufen». Damit erhielte die Stadt Luzern die Möglichkeit, für den gemeinnützigen Wohnungsbau geeignete Grundstücke zu erwerben und diese im Baurecht mit einem fairen Bauchrechtszins an Wohnbaugenossenschaften abzugeben. Gemeinnützigkeit für Wohnungen oder Gewerbe ermöglicht über die Zeit günstige Mieten, ich unterstütze das und bin deshalb Mitglied von diversen Baugenossenschaften und Gründungsmitglied von Wohnwerk. Gemäss der 2012 angenommenen Initiative «Für zahlbaren Wohnraum» müssen pro Jahr rund 100 gemeinnützige Wohnungen gebaut werden. Neben dem Vorkaufsrecht ist auch eine Förderung über zinsgünstige Darlehen denkbar, damit dieses Ziel nicht verfehlt wird.

Die Herausforderung der Wohnraumknappheit ist komplex und erfordert pragmatische Ansätze, die über ideologische Grenzen hinausgehen, um Luzern als attraktiven Wohn- und Wirtschaftsstandort zu erhalten. Zentral ist dabei der Abbau von Bürokratie und unnötigen Regulierungen, um die Effizienz der Baubewilligungsverfahren zu steigern und den Bau von Wohnraum zu beschleunigen. Durch Anreize wie Steuervergünstigungen oder erhöhtes Bauvolumen für Projekte, die preisgünstigen Wohnraum schaffen, kann der private Sektor motiviert werden, zur Lösung des Problems beizutragen. Dies erfordert einen breit abgestützten Dialog zwischen politischen Akteuren, privaten Investoren und der Bevölkerung, um nachhaltige und effektive Lösungen zu finden.

Die Luzerner Bevölkerung will zahlbaren Wohnraum und keine Spekulation mit Boden und Wohnungen - dies haben mehrere Volksentscheide gezeigt. Der Privatbesitz von Wohnraum bedingt eine soziale Verantwortung. Gerade strategische Leerstände, wie sie durch Besetzer*innen in den letzten Jahren immer wieder aufgezeigt wurden, müssen verhindert werden. Deswegen muss die Stadt Mittel wie Renditenkontrolle, Enteignung und Mietzinsdeckel als Regulierung aktiv anwenden. Bei Neubauten braucht es Auflagen, damit günstiger Wohnraum berücksichtigt wird. Dies gilt vor allem für grosse Bauprojekte wie das Gebiet Rösslimatt. Die SBB als Bundesbetrieb hat eine soziale Verantwortung. Leider entsteht auf SBB-Land mehrheitlich für die Allgemeinbevölkerung kaum zahlbarer Wohnraum. Hier muss die Stadt alle ihr möglichen Mittel ergreifen, um in der Rösslimatt möglichst viel gemeinnützigen Wohn- und Arbeitsraum zu schaffen.

 

 

Mobilität und Verkehrsraum

Die Stadt Luzern muss aufgrund der Klima- und Energiestrategie öffentliche Autoparkplätze abbauen. Der Durchgangsbahnhof soll einen Umstieg auf den ÖV ankurbeln. Weitere Forderungen sind eine Reduktion auch von Privatparkplätzen, die Schaffung von sicheren, attraktiven Fuss- und durchgehenden Veloverbindungen auf dem ganzen Verkehrsnetz, sowie Massnahmen zur Bevorzugung des öV gegenüber dem motorisierten Individualverkehr. Zudem wird die Entsiegelung von Verkehrsflächen zu Gunsten des Fussverkehrs und der Aufenthaltsqualität diskutiert.
Welche dieser (und weiterer) Massnahmen unterstützen Sie konkret?

Die Stadt sollte primär als Lebensraum und nicht nur als Verkehrsraum betrachtet werden. Ich befürworte eine umfassende Stadtbegrünung, die nachweislich zu einer höheren Lebensqualität und besserer Gesundheit führt und die Stadt im Sommer natürlich abkühlt. Eine solche Vision erfordert eine Veränderung im städtischen Mobilitätsverhalten. Meiner Meinung nach gibt es wenige überzeugende Gründe, mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Ich setze mich entschieden für sichere und gut ausgebaute Velowege, Fußgängerzonen und einen zuverlässigen öffentlichen Nahverkehr ein, insbesondere auch nach Littau. Zudem befürworte ich
die Realisierung eines Durchgangsbahnhofs, um eine optimale Anbindung Luzerns an den öffentlichen Verkehr in der Schweiz sicherzustellen.

Es ist wichtig, dass wir in der Stadt Luzern alle Verkehrsteilnehmer einbinden. So setze ich mich auch für eine Mobilität für alle ein. Ein Verbot von motorisiertem Individualverkehr finde ich idealistisch und nicht zielführend. Gerade ältere Generationen, die Spitex oder beispielsweise auch Handwerker und das Gewerbe sind weiterhin auf das Auto angewiesen. Begrüssenswert ist die Zunahme an elektrischen Fahrzeugen. Allerdings benötigen auch Elektrofahrzeuge Parkplätze. Es ergibt daher wenig Sinn, Parkplätze im Übermass abzubauen. Ein Ausbau des öffentlichen Verkehrs begrüsse ich sehr. Durch ein attraktives Angebot im öffentlichen Verkehr wird dieser auch mehr genutzt. Insgesamt ist eine ganzheitliche und koordinierte Herangehensweise erforderlich, die verschiedene Massnahmen kombiniert, um eine nachhaltige Mobilität in der Stadt Luzern zu fördern und die Ziele der Klima- und Energiestrategie zu erreichen.

Ich unterstütze alle der aufgeführten Massnahmen. Die Stadt Luzern verfügt mit insgesamt rund 65'000 Parkplätzen bei einer Bevölkerung von 84'000 Einwohnerinnen und Einwohnern über eine, auch im Vergleich mit anderen Städten, sehr hohe Anzahl an Autoabstellplätzen. Parallel zum Ausbau des ÖV muss diese Anzahl reduziert und damit der Umstieg gefördert werden.

Der öffentliche Raum soll den Bedürfnissen aller Bevölkerungsgruppen entsprechen und dabei Luzern ein erfrischendes Erscheinungsbild geben. Das beginnt bereits im Kleinen durch Skulpturen oder Parkbänke. Ganzheitlich betrachtet muss die Stadt- und Verkehrsplanung koordiniert vonstattengehen. Eine gut durchdachte Infrastruktur ermöglicht ein nachhaltiges Wachstum. Sie soll durch Verkehrsanbindungen gut erschlossen, Sanierung von Gehwegen und Modernisierung der Strasseninfrastruktur zur Attraktivierung eines Quartieres beitragen. Lebendiges Stadtleben, Grünflächen und facettenreiche Kulturangebote leisten zudem einen wertvollen Beitrag sowohl zur sozialen Interaktion als auch zur Vielfalt und Inklusion. Für ein lebendiges Miteinander, das Luzern Sorge trägt.

Der Stadtrat verfolgt mit der Mobilitätsstrategie das Ziel, dass in Luzern alle gern, sicher und zuverlässig unterwegs sind. Die Strategie wird zurzeit aktualisiert. Die Bewältigung der Mobilität in der Innenstadt bedingt Flächeneffizienz, d.h. die Förderung von öV, Velo- und Fussverkehr. Mir sind durchgehende Velorouten und Busspuren wichtig: in unserer Stadt soll das Velofahren sicher und der öV möglichst pünktlich sein.

Für mich ist klar: Die Quartiere im Stadtzentrum müssen begrünt und autobefreit werden. Fussgänger*innen und Velofahrende brauchen deutlich mehr Platz und die Anzahl Parkplätze muss stark reduziert werden. So kann mehr Fläche entsiegelt und die Aufenthaltsqualität gesteigert werden.
Der öffentliche Verkehr muss weiter gefördert werden. Tiefere Preise und eine Bevorzugung gegenüber dem motorisierten Individualverkehr sind sinnvolle und effektive Massnahmen, um den öV attraktiver zu machen. Dosiersysteme sind eine bewährte Massnahme, um bei grossem Verkehrsaufkommen eine konsequente öV Bevorzugung zu gewährleisten und sollten bei zukünftigem Bedarf weiter ausgebaut werden.

Stadtverträgliche Mobilität setzt auf den öV, das Velo und ein gut ausgebautes Fusswegnetz. Wir brauchen also attraktive und sichere Velowege (die nicht dort aufhören, wo es gefährlich wird), durchgehende Busspuren, damit die Busse nicht im Stau stehen und mehr Platz für Fussgänger*innen. Gewichtige Investitionen in den öV sind von zentraler Bedeutung um den Durchgangsbahnhof realisieren zu können. Generell müssen die Verkehrsflächen neu verteilt und Verkehrsraum in Lebensraum für Menschen umgewandelt werden. Meine Stadt Luzern bietet Begegnungsräume mit begrünten Flächen, Schattenplätzen und Parkanlagen, in denen man sich gerne aufhält. Mit diesen Massnahmen kommen wir dem Ziel einer 15 Minuten-Stadt näher.

Wir müssen in der Stadt Luzern eine Reduktion des Autoverkehrs erreichen. Dies schaffen wir mit einem attraktiven öV-Angebot, mit sicheren und durchgehenden Veloverbindungen und mit intelligenten Steuermöglichkeiten wie digitalen Parkplätzen oder Mobilitätsplattformen. Die oberirdischen Parkplätze sollen möglichst in den Untergrund verschoben werden, damit die Aufenthaltsqualität auf bestimmten Quartierstrassen verbessert werden kann. Ein willkürlicher Abbau von Parkplätzen oder Strassen unterstütze ich jedoch nicht, da dieser nur ideologisch motiviert ist.

Alle diese Massnahmen sind wichtig für Mensch und Umwelt in der Stadt Luzern und ich unterstütze sie. Die meisten Luzerner:innen sind dank der kurzen Distanzen zu Fuss unterwegs. Eine Entsiegelung von Verkehrsflächen ist sicher sinnvoll, gleichzeitig sollen sich aber auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität und z. B. einem Rollator sicher fühlen. Aus meiner Sicht ist es auch wichtig, wieder vermehrt Arbeits- und Wohnort zu verbinden um den (motorisierten) Individualverkehr einzudämmen. Dazu braucht es neben Wohn- und Kultur- auch Gewerberäume und Arbeitsplätze auf städtischem Gebiet.

Es braucht in Luzern eine ausgewogene Verkehrspolitik ein, die den motorisierten Individualverkehr, den ÖV sowie den Langsamverkehr gleichermassen berücksichtigt. Trotz des Abbaus von zahlreichen Parkplätzen und verschiedensten Lenkungsmassnahmen hat sich der Modalsplit in den letzten 12 Jahren kaum verändert. Die Zukunft liegt in einer intelligenten Kombination aus Infrastrukturverbesserungen und Anreizen zur Nutzung alternativer Mobilitätsformen. Ich unterstütze den Ausbau des ÖV und des Langsamverkehrs, sowie Investitionen in Projekte wie den Durchgangsbahnhof und den Bypass, um eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Wichtig ist, dass alle Verkehrsarten ohne Benachteiligung einer einzelnen weiterentwickelt werden, um eine nachhaltige Mobilität in Luzern zu gewährleisten.

Damit der geplante Umstieg vom MIV auf den öV funktioniert, braucht es ein Angebot, dass für die breite Bevölkerung bequem, barrierefrei und bezahlbar ist. Es braucht sichere Velo- und Fusswege, die gemeindeübergreifend geplant und gemeinsam ausgeführt werden. Für Busspuren sollen keine zusätzlichen Strassenspuren gebaut werden, sondern bestehende Spuren für den MIV wo immer möglich reduziert werden. Bei den Parkplätzen ist ein genereller Abbau sinnvoll, das Problem soll jedoch gesamtheitlich betrachtet werden: eine Verlagerung der Parkplätze in die Agglomeration ist keine nachhaltige Option. Stattdessen braucht es eine tatsächliche Reduktion der Anzahl Fahrzeuge im Kanton. An bewohnten Strassen soll generell Tempo 30 eingeführt werden. Autofreie Quartiere und Begrünungen machen den öffentlichen Raum attraktiver und verbessern das Mikroklima.

 

 

Öffentlicher Raum und Kultur

Mit dem geplanten Neuen Luzerner Theater verschwindet zwar eine grosse Fläche des öffentlichen Freiraumes. Eine sozialräumliche Architektur und ein kluges Betriebskonzept fürs Theater sollen dies aber durch die Schaffung eines barrierefreien, ganzjährig für alle zugänglichen und einladenden öffentlichen Innenraums ohne Konsumzwang kompensieren. Kann ihrer Meinung nach dieser Forderung nach öffentlichem Innenraum auch Folge geleistet werden?
Luzerns Kultur findet nicht nur im KKL und im Luzerner Theater statt, sondern ebenso in weiteren Kulturräumen wie Kleintheater, Neubad, Schüür, Südpol usw. Die Verteilung der öffentlichen Gelder für die Kultur ist ein Dauerthema in der Stadt Luzern. Was ist Ihre Haltung hierzu?

Das Neue Luzerner Theater entsteht auf einem Raum, welche der Bevölkerung gehört. Mit diesem Wissen im Hinterkopf muss auch der Bau behandelt werden. Aus meiner Sicht erfordert die Realisierung dieses Projekts maximale Transparenz, die Vision muss im Sinne der Bevölkerung konsequent verfolgt werden.In Bezug auf die Verteilung öffentlicher Gelder für die Kultur befürworte ich eine ausgewogene und vielfältige Förderpolitik, die der gesamten kulturellen Landschaft unserer Stadt gerecht wird. Neben großen Kulturinstitutionen wie dem Neubad sollten auch kleinere Projekte wie das Fumetto oder die Loge Luzern Beachtung finden. Eine transparente und faire Vergabe der finanziellen Mittel ist entscheidend, um die Vielfalt und Kreativität unserer Kulturszene zu fördern.

Ein barrierefreier, einladender und ganzjährig zugänglicher öffentlicher Innenraum kann dazu beitragen, den sozialen Zusammenhalt zu stärken und das kulturelle Leben in der Stadt zu bereichern. Durch ein kluges Betriebskonzept für das Theater könnte dieser Raum vielfältig genutzt werden.
In Bezug auf die Verteilung öffentlicher Gelder für die Kultur in Luzern ist eine ausgewogene und gerechte Verteilung wichtig, die die Vielfalt der kulturellen Szene in der Stadt unterstützt. Es ist wichtig, dass sowohl etablierte Kulturinstitutionen wie das KKL und das Luzerner Theater als auch alternative Kulturräume wie Kleintheater, Neubad, Schüür und Südpol angemessen gefördert werden. Eine faire Verteilung der Mittel ermöglicht es, dass verschiedene kulturelle Angebote für unterschiedliche Zielgruppen zugänglich sind und die kulturelle Vielfalt und Lebendigkeit der Stadt Luzern erhalten bleibt.

Für mich ist als Präsident der Projektierungsgesellschaft «Neues Luzerner Theater» die Schaffung eines offenen, für alle niederschwellig zugänglichen Hauses das zentrale Anliegen. Damit soll der Verlust an (heute nicht sehr attraktiver) Freifläche mehr als kompensiert werden. Ich bin sehr überzeugt, dass diesen Anspruch das Projekt «überall» erfüllen wird.
Mit der im Herbst verabschiedeten Kulturagenda 2030 konnte, nach langer Zeit, eine Weiterentwicklung des kulturellen Mittelbaus mit den oben erwähnten Institutionen angestossen werden. Die Erhöhung der Subventionsbeiträge ermöglichen diesen Kulturhäusern nun ihre Aktivitäten zu verstärken, die Vermittlung auszubauen und dem Problem der häufig ungenügenden Entlöhnung der Kulturschaffenden entgegenzuwirken.

Die Finanzierung der Kultur ist vielschichtig. Während die grossen Kulturbetriebe LSO, Lucerne Festival, Verkehrshaus, das Kunstmuseum und das Luzerner Theater über den Zweckverband gemeinsam mit dem Kanton finanziert werden, befindet sich die regionale Kulturförderung zurzeit im Umbruch. Die Vielfalt ist wichtig. Die Kulturausgaben gehören zu den grossen Zentrumslasten: die Stadt finanziert, viele Besuchende kommen aber von ausserhalb. Die Billetsteuer ist daher wichtig, reicht jedoch nicht als Lastenausgleich. Das neue Theater wird eine Bereicherung, sowohl fürs Stadtbild als auch aufgrund seiner vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten.

Die Idee des Neuen Theaters als einen öffentlichen Innenraum ohne Konsumzwang, finde ich gut und lobenswert. Trotzdem frage ich mich: Wer ist an einem solchen Ort willkommen? Laute Kinder? Betrunkene Jugendliche? Randständige?
Sobald öffentliche Gelder für Kultursubventionen verwendet werden, muss stets darauf geachtet werden, dass alternative Kulturorte genauso profitieren. Mit dem geplanten Neubau des Theaters wird eine grosse Summe in etablierte Kultur investiert. Dies darf auf keinen Fall auf Kosten von alternativen Kulturformen und Orten geschehen. Zudem muss die alternative und freie Kulturszene stärker in den Planungsprozess des neuen Theaters einbezogen werden.

Die Stadt und Region Luzern braucht ein Neues Luzerner Theater. Das Theater der Zukunft ist für mich vielfältig: Als offenes Haus ermöglicht das Theater mit seinem Angebot den gesellschaftlichen Dialog und ist ein Treffpunkt für alle. Die Räumlichkeiten müssen auch ohne Theaterticket zugänglich sein. In diesem Sinne stellt für mich das Neue Luzerner Theater ein öffentlicher Raum dar.
Ein breites Kulturangebot ist wichtig für unsere Stadt. Deshalb müssen auch die Kulturinstitutionen des Mittelbaus sowie einzelne Projekte unbedingt ausreichend, gut und auch durch den Kanton finanziert werden. Das neue kantonale Kulturfördergesetz bildet die Grundlage für die Struktur- und Projektförderung und muss dementsprechend ausformuliert werden.

Die Stadt Luzern ist eine Kulturstadt, die eine überregionale Ausstrahlung geniesst. Deshalb ist für mich klar, dass die Kultur subventioniert werden soll. Mit dem Neuen Luzerner Theater ermöglichen wir die notwendige Modernisierung und nutzen gleichzeitig die Chance, das Theater der Bevölkerung näher zu bringen. Die Öffnung des Theaters für die Bevölkerung ist für mich dafür entscheidend. Ich glaube, dass die Forderung erfüllt werden kann. Mehr Sorge bereitet mir das Gesamtbild, das nun überarbeitet werden soll. Dieses wird wohl die künftige Abstimmung entscheiden. Allgemein unterstütze ich die Finanzierung der verschiedenen Kulturhäuser. Jedoch muss diese mit Augenmass erfolgen. Es kann nicht sein, dass diejenigen Häuser am meisten erhalten, die am lautesten schreien. Es braucht klare Bedingungen und Vorgaben für Kulturgelder der Stadt.

Die Kritik am neuen Luzerner Theater wurde aufgenommen und es gibt Anpassungen. Ich bin zuversichtlich, dass das Ineinanderfliessen von öffentlicher Nutzung und Theaterbetrieb möglich und die Aufenthaltsqualität am linken Reussufer gestärkt wird. Die Verdrängung der Alternativkultur in Luzern mit der Schliessung der Boa hat mich unter anderem politisiert und ich setze mich nach wie vor für ein breites Kulturangebot ein. Kunst und Kultur soll in unterschiedlichen Formen und für alle zugänglich sein. Gleichzeitig sind faire Anstellungsbedingungen unabdingbar. Um dies zu ermöglichen, müssen Stadt und Kanton ihren Beitrag leisten.

Ein öffentlicher Innenraum kann zwar eine Bereicherung darstellen, doch er ersetzt nicht die Qualitäten und die Zugänglichkeit von echtem Freiraum unter freiem Himmel. Zudem besteht die Gefahr, dass es wegen fehlendem Konsumzwang zu Konflikten der verschiedenen Nutzenden kommen kann. In der Kulturfinanzierung ist es essenziell, ein ausgewogenes Fördersystem zu etablieren, das nicht nur Grossprojekte begünstigt, sondern auch die kleineren, unabhängigen Kulturräume angemessen unterstützt. Die Herausforderung liegt darin, die Verteilung der öffentlichen Gelder so zu gestalten, dass sie der gesamten kulturellen Landschaft Luzerns gerecht wird und ein vielfältiges, lebendiges Kulturangebot fördert, das allen Schichten der Bevölkerung zugutekommt.

Sichere Räume und Treffpunkte ohne Konsumzwang sind in Luzern rar und in den letzten Jahren immer mehr verschwunden. Kultur muss bezahlbar sein, sowohl für die Kulturschaffenden als auch das Publikum. Eine stärkere Förderung der Alternativkultur und ihrer Orte wie das Neubad ist deshalb immens wichtig. Die Forderung nach einem Platz für alle innerhalb des Neuen Luzerner Theater ist zentral. Schliesslich wird ein wichtiger Stadtplatz für ein Bauprojekt einer kleinen Zielgruppe überbaut. Das neue Theater bietet aber auch eine Chance, denn öffentliche Innenräume ohne Konsumzwang fehlen in Luzern. Ein traditionelles und elitäres Theaterfoyer, dass zum Freiraum deklariert wird, würde dem niemals gerecht werden. Es braucht den öffentlichen Raum, den Platz für die freie Szene und den Bezug zur Nachbarschaft. Der öffentliche Raum hat Priorität gegenüber einem optimierten Betriebsablauf des Theaters.